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Die vergessenen Massaker an den Katalanen unter Franco

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Verschüttete Erinnerungen:

Spaniens Aufarbeitung der Verbrechen des Franco-Regimes ist noch immer unvollständig. Bis heute liegen Tausende Massengräber unberührt, und hunderte Ortspolizeien agieren weiter noch nach fran­quistischen Routinen. Dieser my-politics-blog.com Beitrag beleuchtet die Dimensionen des Mordens an Katalanen, die systematische Unterdrückung einer ganzen Kultur und Sprache und übt einen notwendigerweise scharfen Blick auf die heutigen Behörden in Spanien und ihren Umgang mit den Opfern von damals.

1. Das Ausmaß des Terrors gegen Katalanen

  • Politisch motivierte Hinrichtungen Historiker schätzen, dass während des spanischen Bürgerkriegs, und bis Ende des zweiten Weltkrieg zwischen 1936 und 1945 rund 100 000 bis 150 000 Personen exekutiert sein könnten; bis Francisco Francos Tod  1975 stieg die Zahl insgesamt auf möglicherweise bis 180 000 Opfer politischer Repression an. Möglicherweise könnten es sogar noch mehr Tote gewesen sein.
  • Katalanen besonders betroffen Unter den politisch Ermordeten befindet sich eine überproportionale Zahl Katalanen – Bauern, Handwerker, Linksnationalisten, Mitglieder und Sympahisanten der ERC „Esquerra Republicana de Catalunya“ (Republikanische Linke Kataloniens) und auch traditionelle Regionalpolitiker. Alle allein deshalb, weil sie Katalanen waren.
  • Genozidcharakter Ein Genozid liegt gemäß der UN-Konvention vor, wenn eine „in Gänze oder teil­weise Zerstörung“ einer ethnischen, nationalen oder religiösen Gruppe beabsichtigt ist. Franco richtete seine Terrorapparate genau gegen das kollektive Selbstverständnis der Katalanen und vernichtete systematisch ihre politischen, kulturellen und sozialen Bastionen. In Katalonien wird zur genaueren Beschreibung oft der Begriff „Kultureller Genozid“ verwendet.

2. Methoden der systematischen Vernichtung

2.1 Massenerschießungen und garrottierte Hinrichtungen

  • Massenerschießungen Zehntausende wurden in entlegenen Wäldern und auf öffentlichen Plätzen erschossen. Bauern fielen ebenso den Kugeln zum Opfer wie Stadträt*innen und Gewerkschafter, wenn sie als „Aufständische“ galten.
  • Die Garrotte Eine besonders perfide Hinrichtungsart war die Garrotte, eine Würgeschraube. Die letzten Opfer dieses Folterinstruments waren 1974 der Anarchist Salvador Puig Antich und – als politischer Exot – Heinz Chez alias Georg M. W. Beide wurden an einem Tag hingerichtet, um Puig Antich als gewöhnlichen Kriminellen zu entmystifizieren.

2.2 Bombardierungen Kataloniens

  • See- und Luftangriffe auf Barcelona  Von Februar 1937 bis Januar 1939 bombardierten Italiens Aviazione Legionaria und Deutschlands Legion Condor abwechselnd Barcelona. Über 240 Luftangriffe zerstörten mehr als 6 000 Gebäude und forderten über 4 000 Tote, darunter zahllose Zivilist*innen.
  • Das katalanische Hinterland Dörfer entlang der Küste und im Landesinnern wurden systematisch angegriffen, um jede organisierte Gegenwehr gegen Francos Vormarsch zu brechen.

2.3 Deportationen, Lager und hygienische Bedingungen

  • Konzentrationslager Hunderttausende Katalanen endeten in über 190 Lagern und Strafbataillonen. Die Zustände waren katastrophal:
    • Überfüllte Baracken
    • Unzureichende sanitäre Anlagen
    • Seuchen wie Fleckfieber und Tuberkulose
    • Mangelernährung und Zwangsarbeit
  • Sprachverbot und kulturelle Säuberung Katalanisch wurde im öffentlichen Leben, in Schulen, Universitäten und Medien verboten. Straßenschilder wurden umbenannt, Bücher verbrannt, traditionelle Feste abgeschafft – eine „thermische Kauterisierung“ der katalanischen Identität, wie es ein Gouverneur ausdrückte, um die „Kulturkrebs“ Kataloniens zu entfernen.

3. Luis Companys: Symbol der katalanischen Tragödie

  • Präsident der Generalitat Lluís Companys war von 1933 bis 1940 Präsident der katalanischen Generalitat. Nach Francos Sieg floh er nach Frankreich.
  • Verhaftung und Auslieferung:
  • Am 13. August 1940 verhaftete ihn die Gestapo, nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Frankreich in Frankreich und lieferte ihn an Spanien und Franco aus. Seine Hinrichtung am 15. Oktober 1940 erfolgte ohne rechtliches Gehör in einem Eilprozess. Companys weigerte sich, die Augen verbunden zu tragen, und rief zuletzt „¡Per Catalunya!“.(Für Katalonien!)

4. Franco-Propaganda: Hass auf Katalanen und der Mythos der „jüdisch-freimaurerischen Verschwörung“

  • Hass und Spaltung Franco erklärte, man habe jene Soldaten nach Katalonien geschickt, „weil sie den größten Hass gegen Katalonien und die Katalanen empfanden“ – ein offenes Bekenntnis zur ethnischen Vernichtungsabsicht.
  • „Jüdisch-freimaurerische Verschwörung“ In seinen Reden verurteilte Franco ein angebliches Bündnis von „jüdischen Logen, Moskau und marxistischen Gesellschaften“ als Feind Spaniens. Diese antikatalanische, antisemitische und antipluralistische Verschwörungstheorie diente der Dämonisierung aller Andersdenkenden und rechtfertigte jede Repressionsmaßnahme.

5. Untätige Erinnerungsbehörden und der unvollendete Kampf gegen das Vergessen

  • Zerfledderte Verantwortung Trotz einer „Law of Democratic Memory“ von 2022 sind systematische Ausgrabungen weitgehend unterfinanziert. Lokale Behörden blockieren nach wie vor Untersuchungen, und viele Gräber liegen unberührt.
  • Taktieren und Verzögern Politische Neigung zur „Pakt-Erinnerung“ seit der Transition hat eine ganzheitliche Aufarbeitung verhindert. Rechte Partei­en wie die Neo“post“franquistische „PP“  oder die Rechtsextreme VOX , aber auch bürgerliche Partein und teils Sozialdemokraten in Spanien scheuen jeden Anstoß zu Entschädigung und symbolischen Geste– während franquistische Monumente unantastbar bleiben.
  • Was bleibt: – Rund 4 000–5 000 vermutete Massengräber, von denen nur 2 500 bekannt sind. – Eine Spannbreite von möglicherweise  30 000 bis 140 000 unentdeckten Opferresten in ganz Spanien. – Möglicherweise könnte es ggf. auch noch mehr Massengräber geben als vermutet. Hunderte Familien, die bis heute im Ungewissen über das Schicksal ihrer Angehörigen leben müssen.

6. Schluss: Anerkennung als Genozid und Aufruf zur Gerechtigkeit

Die Tötung Hunderttausender Katalanen – aus rassischer, nationaler und politischer Verachtung – erfüllt die Merkmale eines Genozids. Eine Bevölkerung sollte „ganz oder teilweise“ zerstört werden. Der Tatbestand politisch motivierter Massaker, „ethnischer Säuberungen“ ländlicher Landstriche sowie die gezielte Auslöschung kultureller Symbole beweist den Vernichtungswillen.

Spanische Behörden und die Nachfolgeregierungen müssen sich ihrer historischen Verantwortung stellen:

  1. Unverzüglich alle Massengräber kartieren und wissenschaftlich exhumieren.
  2. Opfer, Überlebende und Angehörige entschädigen.
  3. Die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien als legitime Freiheitsbestrebung anerkennen und respektieren, und ein Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien in etwa nach dem Vorbild des  Unabhängigkeitsreferendum in Schottland von 2014 wobei die britische und Schottischen Regierungschefs ihre Unterschrift unter die Abhaltung eines Referendums gesetzt hatten zulassen. 
  4. Eine verbindliche „Erinnerungs-Kultur“ schaffen, die politische Instrumentalisierung unterbindet.
  5. Bis heute gilt in Spanien eine Amnestie für alle Täter von Verbrechen und Morden die zwischen 1936 und 1975 während des „Spanischen Bürgerkrieg“ und der faschistischen franquistischen Diktatur geschehen sind. Die Amnestie muss sofort aufgehoben werden, und alle Täter der franquistischen Verbrechen müssen juristisch belangt werden. Eine Anklage noch lebender Täter in Den Haag hätte längst schon erfolgen können. Spanien wäre dann nach Internationalem Recht zur Auslieferung der Täter verpflichtet. Während im Spanien zugleich demokratisch gewählte Katalanische Politiker wie Carles Puigdemont bis heute nicht in ihre Heimat einreisen können, da sie in Spanien juristisch belangt werden könten. Trotz des 2023 durch das Spanische Parlament beschlossener Gesetzten zur „Amnestie“ für Katalanische Politiker die das Unabhängigkeitsreferendum 2017 in Katalonien organisiert hatten. In den meisten europäischen Staaten wären derartige Zustände sicherlich undenkbar.

Nur so kann Spanien seine jüngste Geschichte bewältigen und wirklich aufarbeiten und das Andenken der hunderttausnden Ermordeten ehren. Die verschütteten Zeugen der Demokratie verdienen eine Stimme.

Quelle: www.nd-aktuell.de

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1179547.katalonische-zeitzeugin-die-politik-mag-ich-nicht.html

Quelle: www.labournet.de

https://www.labournet.de/internationales/spanien/spanien-geschichte/40-jahre-nach-der-amnestie-fuer-den-franco-faschismus-der-offene-repression-in-spanien-ist-wieder-da/

Quelle:.www.planet-wissen.de

www.planet-wissen.de/kultur/suedeuropa/reiseland_katalonien/pwiegeschichtekataloniens100.amp

Quelle: www.bpb.de

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/231078/vor-80-jahren-beginn-des-spanischen-buergerkriegs/

Quelle: Journals.openedition.org

https://journals.openedition.org/lengas/888

Quelle: octuvre.cat

https://octuvre.cat/negacionisme-del-genocidi-cultural-contra-catalunya-bibliografia/

www.elpuntavui.cat

https://www.elpuntavui.cat/cultura/article/19-cultura/273011–reediten-un-llibre-de-josep-benet-que-denuncia-lintent-de-qgenocidi-culturalq-del-franquisme-contra-catalunya-.html

Quelle: my-politics-blog.com

https://my-politics-blog.com/selbstbestimmung-fuer-katalonien/

Quelle: my-politics-blog.com

https://my-politics-blog.com/ukraine-und-katalonien-als-opfer-der-imperialistisch-und-klerikal-faschistischen-ideologien-von-wladimir-putin-und-francisco-franco/

Quelle: my-politics-blog.com

https://my-politics-blog.com/15-10-gedenktag-an-lluis-companys-katalanischer-praesident-waehrend-des-spanischen-buergerkriegs-der-die-unabhaengigkeit-kataloniens-proklamierte/

Schlagwörter: FCK Franco, FCK Mussolini, FCK NZS, FCK PP, FCK VOX, Fight Facism, Genozid, Katalonien, Katalonien ist nicht Spanien, Selbstbestimmung UN-Charta, Selbstbestimmungsrecht der Völker

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